„Ich bin das größte Beherbergungsunternehmen in der Region“, erklärt Klinge. In diesem Jahr erwartet er 15500 Übernachtungen. Nicht ohne Stolz berichtet Klinge, dass es ihm innerhalb eines halben Jahres gelungen sei, diese Zahl von einst geplanten 10600 Übernachtung bis zum heutigen Tag um 4600 zu steigern. Für 2019 strebt er eine weitere Steigerung auf 19000 Übernachtungen an.
Dazu wurden in diesem Jahr bereits 50000 Euro investiert. Auch in den Bolzplatz seien 20000 Euro geflossen, damit er wieder nutzbar ist. Doch neben dem Geld ist vor allem ein neuer Geist spürbar, der die Jugendherberge unter Klinges Leitung prägt. Früher sei der Innenhof zwischen den Gebäuden gesperrt gewesen, weil er als Parkplatz für den Herbergsvater gedient habe. „Ich möchte ein offenes Haus“, betont er. „Es kann nicht sein, dass eine Herberge verschlossene Türen hat.“
Neben diesen grundsätzlichen Veränderungen möchte Klinge in der Jugendherberge ein Konzept umsetzen, das konsequent auf die Nähe zur Natur ausgerichtet ist. Allein schon wegen der Lage im Wald biete sich das an. „Ich hatte kürzlich eine 60-jährige Dame aus Hamburg zu Gast, die hat hier das erste Mal ein Glühwürmchen gesehen“, berichtet der Herbergsvater, wie intensiv im Pfaffenwald das Naturerlebnis ist.
Klinge plant eine Kooperation mit dem Erlenhof, um Kindern und Jugendlichen Tiere und Landwirtschaft näher zu bringen. Auf der Wiese hinter der Jugendherberge soll ein Insektenhotel entstehen. Eine Zisterne, die Regenwasser sammelt, das zur Bewässerung aber auch für Wasserspiele für Kinder eingesetzt werden kann, soll das ökologische Konzept abrunden.
Naturnähe stand auch bei der Osterfreizeit zum Thema Robin Hood im Mittelpunkt. Auch hier drängte sich das Thema Leben im Wald durch die Lage der Herberge auf. Auch ein Englischsprachkurs wird angeboten. „Solche Angebote kreieren wir, um die Buchungslücken in den Ferien zu füllen“, erläutert Klinge ein Beispiel, wie er die Übernachtungszahlen gesteigert hat.
Dabei sind bisher vor allem Gruppen und Schulklassen wichtig. Für eine stärkere Ausrichtung auf Familien mit Vier-Bett-Zimmern mit eigener Dusche und WC seien dagegen Investitionen im großen Volumen notwendig. Dem stehe die Auslastung der Herberge in den letzten Jahren entgegen. „Hätte man das Haus in den letzten Jahren vernünftig betrieben mit 15000 Übernachtungen im Jahr, wäre hier auch investiert worden“, erklärt Klinge, dass das Jugendherbergswerk die Gelder nach der Auslastung verteile. Das sei wirtschaftlich nachvollziehbar. So hätten sich Investitionen in Fulda und Bad Hersfeld innerhalb von wenigen Jahren amortisiert.
Er sei sehr beeindruckt, was Klinge innerhalb kürzester Zeit in der Jugendherberge umgesetzt habe, lobte der Fraktionsvorsitzende der CDU Büdingen Benjamin Harris. „Das Konzept trifft den Nerv der Zeit und das, was jungen Menschen nahegebracht werden muss.“ Wegen der Bedeutung der Herberge für Büdingen bot er ausdrücklich seine Unterstützung und mehr Zusammenarbeit an. „Die Werbung, die sie für sich machen, ist auch Werbung für die Stadt Büdingen.“
Klinge nahm das Stichwort auf und benannte konkreten Verbesserungsbedarf. So könnte der Fußweg von der Stadt zur Herberge besser ausgeschildert werden. Derzeit biete der direkte Weg viele Möglichkeiten sich zu verirren. Dadurch könne das Potenzial der Jugendherberge für Wanderer und Radfahrer nicht ausgeschöpft werden. „Wenn man sich dreimal verlaufen hat, ist der Spaß vorbei“, bestätigte Harris die Kritik. Auch er sei wiederholt am Pfaffenwald nach dem Weg von oder zur Jugendherberge gefragt worden.
Das Lob der CDU-Mitglieder fasste Jules-August Schröder, der die Jugendherberge seitdem sie gebaut wurde, kennt, in Worte. „Das Bauwerk sah genau so aus“, erinnerte er sich. „Aber was mich fasziniert hat, ist die Lebendigkeit. Das hat sich verändert.“

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